Ein angestaubtes Fach?
Während des Bauingenieurstudiums erlernen wir das Grundlagenwissen für die Arbeitswelt.
Was genau fällt aber unter "Grundlagen"? Man könnte doch meinen, ein Blick zurückzuwerfen in die Geschichte der Bautechnik wäre interessant. Zum einen, um vielleicht aus Fehlern zu lernen, zum anderen um Inspiration für zukünftige Projekte zu schöpfen.
Uns beschleicht jedoch die leise Vorahnung, dass dieses Fach an deutschen Hochschulen ganz einfach unter den Tisch gekehrt wurde. Oder hattet ihr etwa zwischen Bauphysik und Werkstoffkunde eine Vorlesung in Bautechnikgeschichte?
Wenn ihr nicht gerade in Cottbus studiert habt, wohl leider eher nicht...
Wäre es nicht interessant zu wissen, wie das Bauwesen zu dem geworden ist, was es heute ist?
Wir sind der Meinung, dass mehr Wissen über unsere Bautechnikgeschichte großen Einfluss auf unsere Kreativität im Bauwesen hätte:
Wenn wir an der Hochschule lernen würden, wie die Generationen vor uns gebaut haben, würden wir uns eher darauf einlassen, auch abseits der gängigen Standards zu bauen.
(natürlich immer dem neusten Stand der Technik folgend!)
Auf den Spuren der Bauchtechnikgeschichte
Wo, wenn nicht an der Hochschule können wir mehr über die Vergangenheit des Bauwesens lernen?
Wir wollen euch hier ein paar Ideen liefern, wo ihr recherchieren könnt, wenn euch das Thema Bautechnikgeschichte interessiert!
Die Zeitschrift Technikgeschichte
Das vierteljährlich erscheinende Magazin Technikgeschichte könnt ihr euch auf der dazugehörigen Homepage bequem nach Hause bestellen. Diese Fachzeitschrift bietet einen wirklich tiefgehenden Blick auf die Geschichte der Technik im weiteren Sinne. Auch soziokulturelle Aspekte werden abgedeckt, was wir besonders spannend finden. Wenn euer Interesse geweckt wurde, versucht euch doch einmal an einem Gastbeitrag zum Thema Bauwesen!
Die Gesellschaft für Technikgeschichte
"Die GTG versteht technikhistorisches Wissen als zentralen Beitrag zur besseren Orientierung in unserer von Technik geprägten Gegenwart" So beschreibt sich die GTG selbst, und wir könnten es kaum besser. Fachübergreifend und international wird sich mit verschiedenen Themen auseinandergesetzt, auch mit Bezug auf Natur-, Sozial-, und Ingenieurswissenschaften.
Wenn ihr Mitglied werden wollt, schließt das neben vielen weiteren Vorteilen auch ein Abonnement der o.g. Zeitschrift für Technikgeschichte ein.
Die Bundesstiftung für Baukultur
Weniger um Geschichte, als um Kultur als Ganzes geht es bei der Bundesstiftung für Baukultur. "Baukultur braucht Bildung" so lautet die aktuelle Kampagne, und was sollen wir sagen...we love it! Neben einem Blog veröffentlicht die Stiftung auch einen Podcast , und wir raten euch definitiv einmal reinzuhören!
"Für alle ist Baukultur ein Schlüssel, um gesellschaftlichen und ökonomischen Mehrwert zu schaffen – Baukultur ist eine Investition in die Lebensräume der Zukunft." - einfach wow!
Die Gesellschaft für Bautechnikgeschichte
Hier haben wir es mit besonders engagierten Mitgliedern einer gemeinnützigen Gesellschaft zu tun: Durch ihren stetigen Einsatz wurde auf der BAU 2018 im Rahmen der Vorstellung des Referenzrahmens für Bauingenieursstudiengänge (auf Gutdeutsch, was Bauingenieure mindestens mal so lernen sollten, um den Bachelor zu bekommen) erstmalig Bautechnikgeschichte als Grundlagenfach mit aufgenommen! Wir sagen: Hut ab!
Besonders hervorheben wollten wir an dieser Stelle noch das Projekt Bedrohte Zeugnisse. Hier setzen sich die Mitglieder aktiv für die Dokumentation und den Erhalt von Bauwerken ein, die vom Zerfall, Vergessen, oder Abriss bedroht sind, weil ihnen aus denkmalpflegerischer Sicht nicht ausreichend Wichtigkeit beigemessen wird.
Das Projekt Structurae
Kommen wir nun zum Knaller: die dreisprachige Bauwerksdatenbank Structurae listet über 75000 internationale Bauwerke! Jedes einzelne versehen mit Bildern, einem Link zur Firma und dem:der Verantwortlichen für den Bau.
Wir sind vollauf begeistert über so viel gebündelte Information und sehen Structurae als eines der wichtigsten Werkzeuge für die Recherche zum Thema Bautechnikgeschichte an!
Wer weiter recherchieren will, wird ebenfalls fündig! Structurae zeigt Publikationen an, die im Bezug zum jeweiligen Bauwerk stehen. Hier kann nach Herzenslust gestöbert werden, vielleicht findet ihr ja ein Bauwerk welches euch inspiriert und für die eigene Arbeit motiviert!
Wer steckt hinter Structurae?
Wie kommt man darauf über 75000 Bauwerke in einer online Datenbank zu listen? Und wie viel Arbeit nimmt das in Anspruch? Für unseren Podcast durften wir den Gründer von Structurae interviewen:
Nicolas Jahnberg ist Bauingenieur, und wir sind unheimlich stolz darauf, über unsere Arbeit an der Baustelle Bauwesen auf so inspirierende Persönlichkeiten zu treffen. Nicolas hat nach dem Studium eine kurze Zeit als Tragwerksplaner gearbeitet, bevor er sich entschieden hat seinen eigenen Weg zu gehen: seine Datenbank leistet einen riesigen Nutzen für das gesamte Bauwesen.
Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, wer Nicolas ist und was ihn alles dazu gebracht hat diesen Weg zu gehen, dann hört euch Episode #06 des Podcast Baustelle Bauwesen an. Viel Spaß!
Weiterführende Links
Bautechnikgeschichte als Fach an der TU Cottbus:
Fachzeitschrift für Technikgeschichte:
Gesellschaft für Technikgeschichte e.V.:
Bundesstiftung für Baukultur:
Gesellschaft für Bautechnikgeschichte:
Bauwerksdatenbank Structurae:
Nicolas Jahnberg, Gründer von Structurae:
Weitere Hinweise zum Thema Bautechnikgeschichte:
Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland e.V.; eine Initiative der Bundesingenieurkammer www.wahrzeichen.ingenieurbaukunst.de und
Baukunstarchiv NRW, angesiedelt in Dortmund, eine gGmbH mit den Gesellschaftern der Stiftung Deutscher Architekten, der Architektenkammer NRW, der Ingenieurkammer Bau NRW und dem Förderverein für das Baukunstarchiv NRW e.V. mit der wissenschaftlichen Begleitung der TU Dortmund. www.baukunstarchiv.nrw.de